3, 2, 1, keins – Wieviel Kettenblätter am Fahrrad sind eines zu viel?
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1, 2 oder 3? Wenn es um Fahrräder geht, tendieren viele Triathlet*innen und Radsportler*innen zu einer möglichst großen Menge. Ob das sein muss, erfahrt ihr in einem anderen Blog-Artikel. Jetzt soll es aber um die Anzahl der Kettenblätter, welche vorne an eurem Fahrrad verbaut sind, gehen. Warum auch dort nicht gilt, je mehr desto besser, lest ihr hier.
Inhalt
- Auf die Übersetzung kommt es an
- Je mehr Gänge desto besser?
- Ein oder zwei Kettenblätter, was ist im Rennrad- und Gravel-Segment sinnvoll?
- Fazit
1. Auf die Übersetzung kommt es an
Im Radsport spielt die Übersetzung eine große Rolle. Wenn ihr bei dem Begriff deepl, leo oder linguee eurem Browser öffnet, solltet ihr weiterlesen, wenn nicht, lohnt es sich vielleicht trotzdem. Die Übersetzung beschreibt das Verhältnis des Durchmessers vom Kettenblatt vorne zum Ritzel hinten oder anders ausgedrückt, wie leicht ihr den Berg hinauf und wie schnell bergab kommt. Fahrt ihr beispielsweise mit einem 50er Kettenblatt (50 gibt dabei die Anzahl der Zähne an) auf einem 25er Ritzel, bekommt ihr eine Übersetzung von zwei. Es gilt: Je kleiner das Kettenblatt, desto leichter der Gang, je kleiner das Ritzel, desto schwerer der Gang und andersherum.
2. Je mehr Gänge desto besser?
Früher waren Dreifachkettenblätter der Standard bei weitestgehend allen Fahrrädern. 3x8, 3x9 oder 3x10. Die Anzahl der Gänge galt, vergleichbar mit den PS beim Auto, als das Merkmal für ein schnelles Fahrrad. (Heutzutage wissen wir, schnell ist vor allem der mit den meisten PS in den Beinen.) Hintergrund für diese Bauweise war, dass man eine möglichst kleine Abstufung und eine große Range, also einen möglichst großen und möglichst kleinen Gang, erreichen wollte.
Hinsichtlich der Abstufung ist man zur Erkenntnis gekommen, dass bei einem Dreifachkettenblatt durch die Überschneidung des Übersetzungsverhältnisses effektiv kaum mehr Gänge zur Verfügung stehen als bei geeigneter Zweifach-Kurbel. 50/25 bildet zum Beispiel den gleichen Gang ab, wie 30/15. Dreifachkettenblätter gibt es heutzutage an sportlichen Neurädern daher nicht mehr. Um dennoch einen ausreichend großen und eine ausreichend kleinen Gang zu erreichen, gibt es nun zwei Ansätze:
Beim ersten ist vorne ein großes und ein kleines Kettenblatt vorhanden und eine Kassette, deren Abstufung sehr klein ist. Das heißt eine Zunahme an Zähnen pro Gangsprung fällt nur gering aus. Durch das kleine Kettenblatt wird kein großes Ritzel an der Kassette benötigt.
Der zweite Ansatz ist nur ein Kettenblatt zu installieren. Um das fehlende Kettenblatt zu kompensieren und dennoch die gleiche Range zu erhalten, werden inzwischen immer größere Ritzel auf den Kassetten verbaut. 52 Zähne sind auf dem Mountainbike keine Seltenheit mehr. Dementsprechend sind die Gangsprünge deutlich größer.
Im MTB-Bereich ist man inzwischen ganz vom Umwerfer weggekommen und fährt vorne ausschließlich 1x-Kettenblätter. Hintergrund ist unter anderem die Entwicklung von 12fach-Kassetten, leichtere Bedienung durch den Wegfall eines Schalthebels und kein störungsanfälliges Schalten des Umwerfers.
Auch im Triathlon, wenn auch hier eher aus Gründen der Aerodynamik und des Gewichts, sieht man immer häufiger nur ein Kettenblatt.
3. Ein oder zwei Kettenblätter, was ist im Rennrad- und Gravel-Segment sinnvoll?
Im Rennrad-Bereich ist das Terrain, wenngleich auch häufig bergig oder wellig, meist doch über einen gewissen Zeitraum gleichbleibend. Viele Rennradfahrer*innen schätzen daher eine feine Abstufung, um die geeignete Trittfrequenz bei gewünschter Leistung treten zu können. Vielleicht kennt ihr es auch, zwischen zwei Gängen zu stecken, bei dem der eine sich zu groß und der andere sich zu klein anfühlt. Eine Zweifachkurbel erlaubt es euch die Übersetzungsschritte klein zu halten und trotzdem eine breite Range zu realisieren, indem ihr eine Kassette montiert, die nur eine feine Abstufung besitzt. Fahrt ihr ausschließlich flach, könnte auch beim Rennrad ein Kettenblatt eine Option sein. Aber vorsichtig, eine Autobahnbrücke kann steiler sein, als man anfangs glaubt.
Auf dem Gravel-Rad gilt im Grunde das Gleiche. Manche von euch wohnen im flachen, andere im hügeligen oder bergigen Terrain und müssen ihr Material auf diese Umgebungsanforderung wählen. Zusätzlich ist beim Gravel zu beachten, dass meist kurvigeres Gelände und unwegsamere Untergründe auf eurer Routen liegen. Kurven führen zu mehr Antritten und einem unrhythmischeren Fahren, während der Untergrund die Schaltperformance beeinflussen und zu Kettenschlag führen kann. Daher kann es hier die bessere Wahl sein, den Umwerfer wegzulassen und ein Einfachsystem zu verbauen, bei dem die dick und dünn wechselnden Zähne des Kettenblatts die Kette bei jedem Gelände sicher in Position halten.
4. Fazit
Während die Anzahl der Ritzel immer weiter zunehmen, geht der Trend bei der Zahl der Kettenblätter in die andere Richtung. Doch noch haben sie im Road-Bereich nicht ausgedient.
Grob kann man die Empfehlung geben: Wenn ihr mit dem Gravel-Rad eher in Richtung Rennrad auf schnelle Schotterpisten unterwegs seid, empfiehlt sich ein Zweifach-Kettenblatt. Ist eure Fahrweise auch im Bereich (leichter) Trails angesiedelt, sollte vergleichbar mit dem Mountainbike, ein Einfachsystem gewählt werden.
Bei Fragen schreibt uns einfach an, wir beraten euch gerne!