Rad-Powermeter – Wattmessung an deinem Fahrrad
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Auch wenn James Watt im 18. Jahrhundert eher Dampfmaschine als Fahrräder im Sinn hatte und mehr die Einheit Pferdestärke, als die von Drahteseln definierte, ist die SI-Einheit der Leistung in Watt heutzutage jedem Radsportler zumindest schon mal untergekommen. Selbst falls dies nur beim Wechseln der Glühbirne der Fall war, seid ihr hier genau richtig. Wir klären für euch auf, was sich hinter der erbrachten Leistung im Radsport verbirgt und was Watt-Messung bedeutet? Warum ist diese sinnvoll für die Steuerung eures Trainings und welche Optionen der Leistungsmessung gibt es?
- Was ist Watt?
- Wofür Watt-Messung im Radsport?
- Wie ein Powermeter euer Training aufwertet
- Welche Optionen der Wattmessung gibt es?
- Weiterführend: Was ist die Normalized Power (NP)?
1. Was ist Watt?
Watt ist die Einheit der Leistung P (für Power) und zeigt euch im Radsport an, wie viel Arbeit (gemessen in Joule) ihr in einer bestimmten Zeitspanne verrichtet. Ihr könnt euch dies auch vorstellen, wie viel Kraft ihr pro Zeiteinheit auf euer Pedal bringt oder wie sehr ihr eure Kurbel verbiegt. Wichtig ist hier immer die zeitliche Abhängigkeit. Tretet ihr schneller, also mit einer höheren Trittfrequenz müsst ihr für die gleiche Leistung dementsprechend weniger Arbeit pro Umdrehung verrichten, bzw. weniger Kraft auf das Pedal bringen. Ein Beispiel gefällig? Wollt ihr mit einer Kurbellänge von 175 mm eine Leistung von 200 W erreichen müsst ihr bei einer Trittfrequenz von 90 1/min eine Kraft 121 N aufbringen. Dies entspricht ungefähr der Gewichtskraft von 12 kg auf der Erde. Bei einer Trittfrequenz von 60 1/min sind dies bereits 182 N.
2. Wofür Watt-Messung im Radsport?
Im Radsportkreisen heißt es so schön: Watt lügen nicht. Dies entspricht nicht der ganzen Wahrheit, aber ist im Grundsatz richtig: Leistung macht, im Gegensatz zu Geschwindigkeit oder Herzfrequenz, Training genauer mess- und vergleichbar und unabhängig von äußeren Gegebenheiten. Erzählt euch eine Freundin, sie sei 50 km in zwei Stunde gefahren, habt ihr nicht wirklich eine Vorstellung, wie ihr diese Leistung einschätzen sollt. Was fehlt, sind Angaben wie, wieviel Höhenmeter wurden zurückgelegt, waren es steile Anstiege und lange Abfahrten oder andersherum, wurde in einer Gruppe gefahren, wie groß war der Windschatten, wie stark war der Wind, wie war das Material, Zeitfahrrad, Scheibe, Aerosuit... Erzählt euch die gleiche Person, sie sei zwei Stunden 150 W gefahren, wisst ihr ihre Leistung schon eher einzuschätzen. Denn egal welche Topografie oder Wetter- und Windbedingungen, 150 W sind 150 W. Jedenfalls fast, aber dazu später mehr.
3. Wie ein Powermeter euer Training aufwertet
In meinem Beispiel ging es um die Einschätzung von Leistungen. Doch darauf richtet sich nicht das Augenmerk. Dies liegt in der Unabhängigkeit von äußeren Einflüssen und der Steuerbarkeit eures eigenen Trainings und in eurem Wettkampf. Bei Intervallen oder Tests könnt ihr euren Fortschritt verfolgen, bei lockeren Einheiten und Intervallen eure ideale Leistung treten, ohne Gefahr zu laufen durch Übertraining oder -pacing eure Wettkampfziele aus den Augen zu verlieren. Auch beim Laufen, wo trotz geringerer Fortbewegungs-Geschwindigkeiten der Luftwiderstand und besonders Berge eine große Rolle für das Verhältnis von Anstrengung und Pace ausmachen, erhalten Powermeter immer mehr Zuspruch (siehe Stryd). Auf dem Rad mit weitaus höheren Tempi gewinnt diese Art der Steuerung durch Topologie und Wind eine noch größere Bedeutung. Wie genau könnt ihr sagen, ob eure Einheit besser oder schlechter als die der Vorwoche war, wenn der Wind einmal stark von vorne und einmal schön von hinten blies. Selbst auf Rundkursen hat Windstille für die absolvierte Distanz ein besseres Standing als Gegen- und Rückenwind.
4. Welche Optionen der Wattmessung gibt es?
Es gibt zahlreiche Möglichkeiten und Hersteller Wattmessung am Rad zu ermöglichen. Allgemein werden alle Systeme im Begriff des Powermeters zusammengefasst. Alle Powermeter verfügen über Bluetooth oder ANT+ und geben die Leistung in Echtzeit kabellos an euren Radcomputer, eure Multisportuhr oder euer Smartphone weiter, wo ihr sie ablesen könnt. Neben Naben-, Kurbelspider- oder Kettenblatt-Leistungsmessern sind Pedal-Kurbel und Achs-Powermeter am häufigsten vorzufinden. Jedes Verfahren hat seine Vor- und Nachteile. Somit solltet ihr für euch herausfinden welche Art am besten mit eurer Situation zusammenpasst. Hier ein kurzer Überblick über die gängigsten Systeme.
4. 1 Pedalbasierte Powermeter
Pedalbasierte Powermeter, wie der von Favero, messen die Leistung am Pedal. Durch die einfache und unkomplizierte Montage- und Demontage sind sie besonders geeignet, falls der Powermeter an mehreren Rädern Verwendung finden soll. Allerdings ist man je nach Hersteller auf ein Pedalsystem beschränkt. Im Rennradbereich sind dies meist die von Look und Shimano. Je nach Preisklasse werden an beiden Pedalen oder nur an einem Pedal die Leistung gemessen. Für den Einstieg ist letzteres absolut ausreichend. Möchte man z. B. eine Rechts-Links-Balance ausfindig machen und daran arbeiten, empfiehlt sich das beidseitige System.
4. 2 Achsbasierte Powermeter
Achsbasierte Powermeter messen meist die Torsion der Tretachse, wie beim ROTOR INspider. Um den Powermeter auf ein anderes Rad umzubauen, ist der Wechsel des Kurbelarms, bzw. der ganzen Kurbel erforderlich. Im Zweifelsfall je nach Standard sogar der Austausch des Tretlagers. Dafür hat man beim Pedalsystem freie Wahl. Der ROTOR INspider wird mit runden oder für den runden Tritt, mit ovalen Kettenblättern geliefert. Achsbasierte Powermeter haben meist eine höhere Genauigkeit als pedalbasierte, wobei auch diese sich in den letzten Jahren stark verbessert haben.
4. 3 Kurbelbasierte Powermeter
Zuletzt sind noch kurbelbasierte Powermeter zu nennen. Diese messen die Verbiegung der Kurbel und berechnen daraus eure Leistung. Auch hier hat man häufig die Wahl zwischen beidseitiger und einseitiger Messung. Wie beim achsbasierten Powermeter wird die komplette Kurbel ausgetauscht.
5. Weiterführend: Was ist die Normalized Power (NP)?
Wie im obigen Absatz angesprochen sind Durchschnittswatt nicht eins zu eins mit Einheiten bei anderen Bedingungen oder auf anderen Strecken vergleichbar. Stellt euch vor, ihr fahrt einen Berg mit 200 W hinauf und lasst euch anschließend in der gleichen Zeit herunterrollen. So werdet ihr insgesamt eine Durchschnittsleistung von 100 W erreicht haben. Ihr könnt euch vorstellen, dass es deutlich einfacher wäre die gleiche Zeit 100 W durchzutreten. Hier kommt der Wert der Normalized Power (NP) ins Spiel. Dieser Wert wird aus der vierten Wurzel des Quotienten der vierten Potenz aller Dreißig-Sekunden-Durchschnittswerte mit dem Mittelwert berechnet.
Wenn ihr jetzt denkt: Hä? Keine Sorge. Einfacher ausgedrückt berechnet der Wert der NP Ausreißer vom Durchschnittswert stärker ein, als Werte, die nahe an der Durchschnitts-Wattzahl liegen. Somit wird versucht, die Anstrengung, die solche z. B. Sprints haben, mehr zu gewichten, da sie natürlich wie im Beispiel oben mehr zur Ermüdung beitragen. In unserem Beispiel entspricht die NP 168 W, während die durchschnittliche Wattzahl satte 68 W niedriger ist. Wie ihr sehen könnt, eine große Differenz.
Ich hoffe, ihr konntet einen guten Überblick über leistungsbasiertes Training und Powermeter gewinnen. Falls noch Fragen offengeblieben sind, zögert nicht, uns zu schreiben. Falls ihr einen Powermeter erwerben wollt oder ihr euch noch nicht ganz sicher seid, ob das was für euch ist, in beiden Fällen schaut in unserem Shop vorbei. Neben dem Direktkauf bieten wir unkomplizierte und risikolose Miete zum Ausprobieren von Powermetern bei euch zu Hause an.
Ansonsten Power frei!