Stryd 2022 - Was kann die nächste Generation Lauf-Powermeter
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Wenn als Marktführer weit und breit keine Konkurrenz auf einem ähnlichen Niveau zu sehen ist, muss man sich mit sich selbst vergleichen. Das hat sich der Lauf-Powermeterhersteller Stryd auch gedacht und mit dem Next Gen hat Stryd nun die fünfte Generation des schon vorher überragenden Leistungssensor für Läufer*innen auf den Markt gebracht. Zeit für mich die Neuerungen und Unterschiede zu testen und zu berichten, ob sich ein Upgrade lohnt.
Falls euch Stryd noch kein Begriff ist, schaut euch gerne in meinen vorherigen Blog-Artikel über den Lauf-Powermeter und die Vorzüge des leistungsbasierten Trainings beim Laufen an.
Inhalt
- Unboxing
- Kritikpunkte der vorherigen Version
- Was ist neu, was ist besser?
- Aluminiumfassung
- Reaktionsfähigkeit
- Gummierung
- Impact Loading Rate und Lower Body Stress Score (LBSS)
- Was ist noch neu?
- Fazit: Kleiner Änderungen, große Wirkung
Unboxing
Bei der Verpackung hat sich im Vergleich zur vierten Generation Stryd nichts verändert. Das war auch nicht nötig. In einer schwarzen Papp-Box mit Hartplastik-Deckel scheint der Stryd-Sensor einem edel entgegen. Der Lieferumfang umfasst neben dem Stryd 2022 Footpod, einem Ladekabel mit USB-C-Anschluss und zwei Clips zum Befestigen am Schuh, einen als Ersatz. Der Stryd Next Gen unterscheidet sich von den Dimensionen und Gewicht nicht vom Vorgänger. Mit 8 g bekommt ihr einen Footpod, den ihr beim Laufen nicht bemerken werdet.
Kritikpunkte der vorherigen Version
Zweieinhalb Dinge gab es aus meiner Sicht ich an der vorherigen Version zu bemängeln: Erstens brach bei einigen Nutzer*innen die formschlüssige Verbindung von Clip und Pod aufgrund von Materialermüdung. Zweitens hatte der Stryd eine etwas längere Reaktionszeit, die am Berg und bei Tempowechseln die Wattwerte in den ersten Sekunden zeitversetzt anzeigte. Und der letzte halbe Punkt, das Rutschen am Schuh. Nur halb zu bemängeln, weil auch die vierte Generation sicher am Schuh saß und zwischen den Schnürsenkeln geklemmt keine Bewegung auszumachen war. Jedoch immerhin halb, da bei Schuhen mit schräger Schnürung am Ende eines Laufs die Ausrichtung des Stryd sich von der platzierten Laufrichtung doch in Schnürrichtung bewegt hatte. Was konnte Stryd mit dem Next Gen verbessern und welche Überraschungen haben sie noch parat?
Was ist neu, was ist besser?
Aluminiumfassung
Der Stryd wird über zwei Schnapper an den jeweiligen Enden des Pods mit dem Clip verbunden. Da beide Teile aus Kunststoff bestanden, kam es in Einzelfällen hier in der vorherigen Version durch häufiges Entfernen oder Wechseln des Schuhs zum Bruch. Der zunächst als optische Änderung aufgefallene, orange-metallisch-glänzenden Streifen aus Aluminium soll dieses Problem nun ein für alle Male beheben. Ob die ermüdungsresistentere Metallfassung hält, was sie verspricht, wird sich zeigen. Aus materialtechnischer Sicht ist jedoch stark davon auszugehen, dass die Lebenszeit des Stryd 2022 Footpods zumindest an dieser Stelle um ein Vielfaches verlängert wird.
Reaktionsfähigkeit
Eine der wenigen Kritikpunkte in meinem vorherigen Test der vierten Generation war die lange Reaktionszeit des Sensors. Für Tempowechsel und Änderungen der Steigung benötigt diese Version ein paar Sekunden, um die Leistung diesen anzupassen. Bei Läufen mit gleichmäßigem Tempo oder über längere Strecken gleicher Steigung fiel diese vermeintliche kleine Schwäche weniger ins Gewicht als beispielsweise bei kurzen Intervallen am Berg. Dies hat sich Stryd wohl zu Herzen genommen und nach eigener Aussage die Reaktionsfähigkeit um das Fünffache verbessert. Wie hoch die Verbesserung tatsächlich ist, lässt sich nur schwer prüfen. Mit Sicherheit kann ich jedoch feststellen, dass sich etwas getan hat. Im direkten Vergleich beider Sensoren, an jedem Fuß einen, könnt ihr diese Verbesserung in den Graphen tatsächlich sehen. Pace (blau) und Watt (gelb) steigen und fallen beim Loslaufen und Stehenbleiben schneller. Ebenso kann man eine höhere Abtastrate (laut Stryd um das Sechsfache verbessert) anhand feinerer Stufe sehen (siehe Bild).
Obere Grafik - Stryd 2022, untere Grafik - Vorgänger Stryd. Feinere Abstufungen und direktere Reaktion der orangen Watt-Linie.
Gummierung
Die auffälligste optische bzw. vornehmlich haptische Änderungen hat Stryd in Form von Gummierungen an der Unterseite des Pods und am Befestigungs-Clip eingebracht. Diese doppelte Silikonverankerung erinnern auf den ersten Blick an das Profil von Autoreifen und erfüllen einen ähnlichen Zweck: Das Powermeter soll nicht ins Rutschen geraten. Fest zwischen die Schnürsenkel geklemmt, war bei der vorherigen Generation ein Verschieben nahezu ausgeschlossen. Dennoch überzeugt mich das neue Feature, da bei der Berechnung der Leistung beim Laufen bereits leichte Bewegungen, die nicht vom Laufstil ausgehen, die Wattwerte verfälschen können. Besonders aber bei unsymmetrischen Schnürungen, wie bei den wohl meistgelaufenen Wettkampfschuhen, dem Alphafly und Vaporfly, schafft die Gummierung einen deutlichen Mehrwert. Trotz schräger Schnürung kann so eine dauerhaft gerade Ausrichtung des Fußpods erfolgen und die Vergleichbarkeit von Training und Wettkampf besser hergestellt werden.
Impact Loading Rate und Lower Body Stress Score (LBSS)
Für diejenigen Stryd-Nutzer*innen von euch, denen neben den gängigen Messwerte Power, Kadenz und Bodenkontaktzeit auch Leg Spring Stiffness (LSS), Vertical Oscillation, Form Power oder Form Power Ratio ein Begriff ist und für alle zukünftigen Stryd-Läufer*innen, die sich für Auswertung und Analyse begeistern, hat die fünfte Generation zwei neue Metriken für euch bereit: die Impact Loading Rate und der Lower Body Stress Score (LBSS).
Die Impact Loading Rate berechnet die mechanische Last jedes Schritts und in Summe jedes Laufes auf euren Körper. Vergleichbar mit dem Running Stress Score (RSS), der die metabolische Intensität eures Trainings berechnet, gibt der Lower Body Stress Score dann eure mechanische Müdigkeit durch Addition des Impact Loading Rate eines jeden Laufs aus.
Durch langsames Rantasten durch Steigerung eures Trainings könnt ihr somit eure Schlüsse ziehen, wie viel Trainingslast euch persönlich zuzumuten ist, im Worst Case nach einer Überlastungsverletzung auswerten, wie es dazu kam und anschließend die Belastung in eurem Training strukturiert steigern.
Was ist noch neu?
Neben den genannten Veränderungen, hat Stryd weitere Verbesserungen in den neuen Stryd Next Gen gepackt. Auch wenn wir diese als einfache Nutzer*innen nicht sofort im Blick habe, nehmen wir den 4-fachen Dynamikbereich, um selbst unsere schnellsten Leistungen zu erfassen, die 6-fache Abtastfrequenz für ein detailliertere Erfassung jedes Schritts und die verbesserte Hardware-Filterung, gerne mit. Zusätzlich verfügt die Stryd 2022 Ladeschale nun über einen USB-C Anschluss.
Fazit: Kleiner Änderungen, große Wirkung
Ein gutes Produkt noch weiter zu verbessern, stellt sich nicht immer als leichte Aufgabe heraus. Stryd ist es gelungen, an den kleinen Stellschrauben zu drehen und tatsächlich den Running-Powermeter noch ein Stückchen besser zu machen. Ob am Gehäuse, der Reaktionsfähigkeit oder dem simplen Anti-Rutsch-Silikon, trifft Stryd genau das, was gefehlt hat aus einem hervorragenden Produkt, eine Steigerung dessen hervorzubringen. Stryd beweist, warum sie in Sachen Run-Powermeter Marktführer sind und mit dem Next Gen, warum sie es auch noch lange bleiben werden.
Falls ihr Fragen oder Anregungen habt, schreibt uns gerne an. Ansonsten schaut in unserem Shop vorbei und testet den neuen Stryd 2022 Powermeter risikofrei selbst.
Euer Elias von Paceheads