Gravel und Rennräder im Vergleich

Gravel- vs. Rennrad – Ende der Vorherrschaft oder doch nur Marketing der Fahrradindustrie

Wärt ihr vor einigen Jahren in einen Fahrradladen gegangen, um euch ein neues pedalbetriebenes, sportliches Zweirad zu kaufen, wäre die Frage gewesen, ob ihr auf der Straße oder Offroad fahren möchtet. Entsprechend hätte ihr den Laden mit einem Rennrad oder einem MTB (Mountainbike) verlassen.

Wärt ihr vor ein oder zwei Jahren in einen Fahrradladen gegangen, um euch ein neues pedalbetriebenes, sportliches Zweirad zu kaufen, wäre die Frage gewesen, ob ihr Scherze macht oder im besten Fall, ob ihr jetzt oder in vierzehn Monaten bei Abholung bezahlen möchtet.

Zum Glück hat sich die Situation ein bisschen entspannt und Fahrräder sind langsam wieder verfügbar. Dafür hat die Vielfalt an sportlichen Rädern zugenommen und die Entscheidung, wie das bei einer großen Auswahl ja häufig der Fall ist, schwerer gemacht. Seid ihr gerne schnell unterwegs bietet der Markt mittlerweile nicht nur Renn- sondern auch Gravel-Räder an. Um euch die Entscheidung zu erleichtern, beleuchten wir hier verschiedene Rennrad-Modelle und erklären euch den Unterschied von Renn- und Gravel-Rädern.

Inhalt

  1. Was für Arten von Rennrädern gibt es?
  2. Was ist ein Gravel-Bike eigentlich?
  3. Was sind die Merkmale eines Gravel-Rads?
  4. Welche Abstriche müsst ihr machen?
  5. Für wen ist ein Gravel-Rad zu empfehlen?
  6. Zusammengefasst: Was unterscheidet ein Gravel von einem Rennrad?
  7. Braucht ihr ein Rennrad, ein Gravel-Rad oder sogar beides?
  8. Fazit

1. Was für Arten von Rennrädern gibt es?

Rennräder (oder auch Road-Bikes genannt) lassen sich grob in drei Kategorien einteilen. Racer, Aero und Endurance.

Der Racer ist ein Rennrad mit sportlicher Sitzposition, das voll auf den Rennsport ausgelegt ist. Ihn zeichnet ein geringes Gewicht, eine hohe Steifigkeit und eine aggressive Rahmengeometrie aus. Wenn Dehnen zu eurer täglichen Routine gehört, ihr bei dem Wort Yoga nicht fragt, ob mit Frucht, Natur und fettreduziert oder ihr einfach sportlich und flexibel seid, dann solltet ihr einen Blick in diese Kategorie werfen. Gerade für Wettkämpfe oder wenn euch ein geringes Rahmengewicht (z. B. auf Grund des eigenen für euch vielleicht zu hohen Körpergewichts 😉) am Herzen liegt, ist der Racer die erste Wahl.

Das Aero-Rennrad bildet die Schnittstelle von Renn- und Zeitfahrrad. Aerodynamische Rahmenformen versprechen weniger Windwiderstand und höhere Geschwindigkeiten bei gleicher Leistung. Kleine Abstriche müsst ihr aufgrund des flächigeren Materials beim Gewicht machen. Mit einem Aero-Lenker-Aufsatz ausgestattet bildet es einen guten Kompromiss für tägliche Ausfahrten und als Einstieg in Triathlon-Wettkämpfen.

Das Endurance-Rad (auch als Marathon-Renner bekannt) ist mit seiner komfortableren Rahmengeometrie und oftmals einem größeren Fokus auf Dämpfung auf längere Distanzen ausgelegt. Wer bereits jetzt regelmäßig zum Physio geht, um sich die Wirbelsäule einrenken zu lassen oder (z. B. auf Grund einer Vorliebe für Ultra-Radmarathons) eine etwas komfortableren Sitzposition bevorzugt, ist bei den Endurance-Rädern besser aufgehoben.

Wo lässt sich nun das Gravel-Rad einordnen?

2. Was ist ein Gravel-Bike eigentlich?

Zu den bekannten Fahrrad-Modellen hat ein den letzten Jahren ein weiteres den Durchbruch geschafft und sich in den Verkaufszahlen weit nach vorne katapultiert: Das Gravel-Rad (gravel, englisch für Schotter). Das Gravel-Rad schließt die Lücke zwischen dem klassischen Rennradfahren auf der Straße und Cyclocross, dem Kriteriumsfahren über Stock und Stein, durch Matsch und Sand. Eine Zielgruppe dieser Gravel-Modellreihe ist der Abenteurer, der Commuter oder jene, die genug vom Fahren im Straßenverkehr haben. Doch nicht nur: Ob ein kurzer Abstecher in den Stadtwelt, Ein- oder Mehrtagestouren, ob Straße, Schotter oder Waldboden ist das Gravel-Rad der Allrounder unter den sportlichen Rädern.

Grävel Räder für den Einsatz abseits der befestigten Straße

Gravel Räder bieten diverse Aufnahmen um extra Taschen und Flaschenhalter anzubringen.

3. Was sind die Merkmale eines Gravel-Rads?

In seiner Geometrie ähnelt es einem Marathon-Rennrad. Das längere Steuerrohr erlaubt eine bequemere Sitzposition, während das höher gelegte Tretlager die Bodenfreiheit gewährleistet. Gabel und Hinterbau bieten Platz für breitere Reifen. Auf Grund nutzungsbedingter eher ruppigeren Untergründe liegt ein weiterer Fokus auf der Dämpfung von Gabel und Sattel. Da das Gravel-Rad auch auf mehrtägige Touren vorbereitet sein möchte, sind oftmals Gewinde und Schrauben im Rahmen eingefasst, die euch die Möglichkeit geben, Schutzbleche, Gepäckträger, Satteltaschen und sonstige Ausrüstung anzubringen und mitzuführen. Der meist längere Radstand bei Gravel-Rädern sorgt für ein höheres Maß an Geradeauslauf und mehr Laufruhe.

4. Welche Abstriche müsst ihr machen?

Das Gravel-Rad ist weder ein Racer noch ein Aerorad, obwohl die Tendenzen sich auch in diese Richtungen entwickeln könnten. Oftmals müsst ihr ein paar hundert Gramm bis ein oder zwei Kilogramm mehr gegenüber einem klassischen Rennrad einrechnen und Abstriche bei der Aerodynamik des Rahmens machen. Versteht mich nicht falsch: Die meisten Gravel-Räder sind mit deutlich unter 10 kg immer noch absolut bergtauglich. Nur liegt der Fokus, das von der UCI geforderte Mindestgewicht von 6,8 kg möglichst genau zu erreichen, nicht im Mittelpunkt der Entwicklung. Und mal ehrlich, wen interessieren ein paar Gramm, wenn zwei Wasserflaschen von je einem Kilogramm im Rahmendreieck verstaut sind oder gar Zelt und Schlafsack mitgeführt werden.

Ein Rennrad bei der Abfahrt

Rennräder sind auf asphaltierten Straßen mit dünnen Reifen und spezieller Geometrie schnell unterwegs.

5. Für wen ist ein Gravel-Rad zu empfehlen?

Beim Rennradfahren auf glatten Asphalt angewiesen, bietet euch das Gravel-Rad mit seinen breiten Reifen die Möglichkeit auch unebene Feld- und Waldwege sowie Schotterstrecken in Angriff zu nehmen. Euch stehen somit nicht nur ein breiteres Spektrum an Wegen und Straßen zur Verfügung, ihr seid nicht nur flexibler und spontaner in eurer Erkundungslust, sondern könnt auch einfach dem motorisierten Verkehr entkommen. Dies macht für viele den Reiz am Graveln aus. Keine Autos, die drei Zentimeter für einen ausreichenden Abstand beim Überholen halten, keine Abgase oder Motorlärm, keine Ampeln und Kreuzungen. Höchstens Mal ein Reh, das die Straße kreuzt und die Ausstattung der Räder mit Scheibenbremsen rechtfertigen.

6. Zusammengefasst: Was unterscheidet ein Gravel von einem Rennrad?

   Gravel-Rad Rennrad
Reifenbreite Ca. 40 mm 23-28mm, selten bis 35 mm
Rahmengeometrie/ Sitzposition Eher entspannt, aufrechter, mehr Bodenfreiheit durch höheres Tretlager Von sportlich bis entspannt, je nach Modell
Gewicht 7-10 kg 6-9 kg
Gepäckbefestigungs- möglichkeiten Gewinde und Schrauben zum Befestigen von Gepäckträgern und Schutzblechen Meist keine
Dämpfung Häufig Dämpfungselemente in Rahmen, Gabel, Sattelstütze, Lenker oder Anbauteilen Dämpfungselemente eher selten vorzufinden
Rahmenmaterial Carbon, Aluminium (eher selten Stahl, Titan) Carbon, Aluminium (eher selten Stahl, Titan)
Bremsen Scheibenbremsen oft Scheibenbremsen, seltener Felgenbremsen

 

7. Braucht ihr ein Rennrad, ein Gravel-Rad oder sogar beides?

Für wen ein Gravel, für wen ein Rennrad geeignet ist und wer beide Arten von Rädern braucht, darüber dürften die Meinungen auseinandergehen. Der Übergang zwischen den beiden Arten von Rädern ist fließend, sodass oftmals beide in Frage kommen. Es lassen sich zum Beispiel heutzutage viele Rennräder mit Scheibenbremsen mit Reifen von bis zu 35 mm ausstatten, wodurch euch die Möglichkeit geboten wird, auch (zugegeben etwas schmalere) profilierte Gravel-Reifen zu montieren. Für viele Anwendungsfälle ist dies ausreichend. Auf der anderen Seite muss gegenüber einem reinrassigen Rennrad nur wenig Abstriche gemacht werden, wenn ein Gravel-Rad mit Rennradreifen ausgestattet wurde.

Ich bin der Ansicht, dass ihr nur ein Rennrad braucht, wenn ihr Wettkämpfe macht. Sonst reicht ein Gravel-Rad aus. Fahrt ihr ausschließlich auf der Straße oder gut befestigte Wege würde ich natürlich dennoch zum Rennrad greifen.

Mein Tipp: Bevor ihr euch für beide, ein günstiges Rennrad und ein günstiges Gravel-Rad, entscheidet, kauft euch ein, aber dafür höherpreisiges Fahrrad und besorgt euch einen zweiten Satz Reifen oder aus praktikabilitätsgründen einen zweiten Laufradsatz, den ihr mit Gravel- oder Straßenreifen bestückt.

Refurbished Bikes im Paceheads-Abo testen

Alternativ könnt ihr auch bei uns im Shop vorbeischauen und unsere Refurbished Bikes testen. Dort haben wir nach Gravel und Road unterteilt. Vielleicht werdet ihr fündig.

Folgendes Diagramm versucht euch eine Entscheidungshilfe zu geben.

Entscheidungsdiagramm für die Wahl eines Rennrades oder Gravel-Rades

8. Fazit

Gravel-Räder sind gekommen, um zu bleiben und das zurecht. Die Vorteile liegen auf der Hand: Weg vom Verkehr, raus in die Natur ohne den Speed missen zu müssen, mehr Flexibilität und mehr Gestaltungsspielraum in der Routenwahl. Doch selbst wenn der Marktanteil des Gravel-Rads in den nächsten Jahren weiter steigen wird, bin ich als leidenschaftlicher Rennradfahrer sicher, dass auch das Rennrad seine Daseinsberechtigung nicht verlieren wird. Dank Scheibenbremsen und Reifenfreiheit seid ihr mit beiden Arten von Rädern flexibler als je zuvor und könnt auch auf untergrundfremden Terrain eure Freiheit ausleben. Wir helfen und beraten euch gerne, das perfekte Rad für eure Situation und Umstände zu finden. Schreibt oder ruft uns einfach an. Oder schaut in unserem Shop vorbei. Dort könnt ihr aus einer breiten Palette an ständig neuen Rädern euer nächstes Rad wählen und risikofrei testen!

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