Elias Schipperges - 14.10.2021
Hammerhead Karoo 2 - ein Triell auf dem Radcomputer-Markt?
Es ist Wahljahr und ihr könnt euch entscheiden, wem ihr euer Vertrauen schenkt. Doch während früher nur zwei aussichtsreiche Kandidaten auf den Sieg infrage kamen, könnte es nun einen Dreikampf um die Vormachtstellung geben. Ein Triell ist entbrannt und die aufstrebenden Dritten machen ordentlich Druck mit Inhalten, klugen Ideen und gutem Auftreten. Ja, ihr habt es euch sicher schon gedacht: Die Rede ist von Garmin, Wahoo und nun auch Hammerhead.Hammerhead, noch nie gehört? Dann wird es aber Zeit. Ich stelle euch den Karoo 2 vor, was er kann, wo seine Stärken und Schwächen liegen und bei welchen Features er Garmin und Wahoo vielleicht bereits voraus ist.
Spezifikationen
Der Karoo 2 hat die Maße 61 x 101 x 19 mm, bei einer Bildschirmdiagonalen von 3,2“. Damit liegt er zwischen dem Wahoo ELEMNT Roam mit 2,7“ und dem Garmin Edge 1030 mit 3,5“. Die Bildschirmauflösung kommt gestochen scharf daher, übersteigt die seiner Mitbewerber deutlich und kann hier bereits mit mobilen Endgeräten mittlerer Oberklasse mithalten.
Mit 131 g ist er nicht gerade der leichteste Radcomputer auf dem Markt. Wenn man aber bedenkt, dass man im Vergleich zum ELEMNT Roam lediglich auf 30 ml Wasser in der Trinkflasche verzichten muss, um auf das gleiche Gewicht zu kommen, relativiert sich auch dies schnell.
Geladen wird der Radcomputer mit einem USB-C-Stecker, welches bei neueren Handys inzwischen Standard ist. Außerdem im Lieferumfang ist die Hammerhead-Halterung und, bevor ihr jammernd des neuen Standards wegen aufschreit, ein (genialer) Adapter, der den Karoo auch auf Garmin-Mounting-Systeme anbringen lässt.
Den Karoo 2 von Hammerhead im Paceheads-Abo selbst für 1 oder 3 Monate testen.
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Einrichten
Beim Einschalten des Karoo 2 wird nach Verbindung mit dem WLAN automatisch ein Update ausgeführt und somit, egal wie lange das Gerät im Karton lag, auf den neuesten Stand gebracht. Für die Nutzung des Radcomputers müsst ihr einen Hammerhead-Account am Computer anlegen. Auf ihrer Website könnt ihr dann direkt Routen erstellen, eure vergangenen Workouts anschauen und auslesen, Trainingseinheiten von TrainingPeaks übertragen und euch mit anderen Plattforme, wie STRVA oder komoot verbinden.
Wieder zurück am Radcomputer richtet ihr nun Rad-Profile ein und füllt diese je nach Anwendung mit Seiten und Datenfeldern. Dabei gibt es eine große Auswahl an Anzahl und Anordnung. Bis zu zwölf Datenseiten pro Profil sind wählbar. Durch das große und hoch aufgelöste Display waren für mich zehn Datenfelder auf wenigen Seiten absolut ausreichend. Das ist gut, individuell und bewährt gelöst und steht in seiner Einfachheit beim Einrichten den viel gelobten Wahoo-Radcomputern nichts nach.
Speicher und Akku
Ein großer Vorteil bietet der interne Speicher, der zwar nicht erweiterbar ist, aber mit sagenhaften 32 GB genug Platz bereitstellt, Karten von fast ganz Europa auf das Gerät zu laden. Mit WLAN lässt sich die Auswahl jederzeit nur mit einem Tastendruck auf das gewünschte Land oder Gebiet erweitern.
Die Akkulaufzeit gibt der Hersteller selbst mit bis zu 14 Stunden an. Dies deckt sich auch mit meinen persönlichen Erfahrungen. Verbindet man ein oder mehrere Bluetooth- und ANT+-Geräte, erhöht die Bildschirmhelligkeit, aktiviert mobile Daten, Routing und Live-Trackingverringert verringert sich diese natürlich etwas. Auch wenn dieser Wert nicht ganz an Wahoo und Garmin herankommt, ist dies selbst für längere Touren meist absolut ausreichend und ihr müsst selbst beim Ironman nicht fürchten, ohne Radcomputer die Strecke zu bewältigen. Im Stromsparmodus, der ab 20 % Akkuleistung empfohlen wird, aber manuell vorher bereits aktiviert werden kann, reicht der Akku noch mal länger. Hierbei schaltet sich das Display automatisch ab und bei Ereignissen wie Abbiegehinweis automatisch wieder ein.
Bedienung
Wie oft standet ihr bereits im Regen und euer Touchscreen hat nicht reagiert? Wie oft im Winter musstet ihr bei klirrender Kälte die Handschuhe ausziehen, um den Radcomputer zu bedienen? Und wie oft musstet ihr euch ohne Touchscreen über kleine Tasten durch viele Menüpunkte ärgern? Das hat sich Hammerhead wohl auch gedacht. Sowohl mit Touchscreen als auch Bedienung per seitlicher Tasten verbindet er nicht nur das Beste aus beiden Welten, sondern gibt euch die Möglichkeit zu entscheiden, welches und wann ihr welches System in Anspruch nehmen wollt. Selbst mit Handschuhen lässt es sich durch gute Druckpunkte und der Größe der Tasten schnell durch das Menü oder im Kartenmodus navigieren. Das Touchscreen selbst ist matt, was als Outdoor-Gerät durchaus Sinn ergibt. Anders als bei anderen Herstellern, wo ausschließlich Drücken und Verschieben der Karte möglich ist, liegt der Touchscreen des Karoo 2 schon sehr nah an dem eines Smartphones. Zoomen mit zwei Fingern oder Wischen erleichtert die Bedienung und das Routing ungemein. Und das Ganze mit kaum Verzögerungszeit. Dies ist wohl das größte Plus für das Gerät von Hammerhead: Display Note 1!
Wie bei einem Android-Smartphone erscheint beim Herunterunterswypen eine Statusleiste, wo ihr WLAN, Bluetooth und somit Sensoren, Töne, mobile Daten, Energiesparmodus mit einem Touch ein- und abschalten und die Displayhelligkeit anpassen könnt. Praktisch sind diese Shortcuts besonders während der Fahrt. Auch die Auto-Pause lässt sich so einfach steuern, falls zum Beispiel steile Berge ein Adaptieren nötig machen.
Um euch im System zurechtzufinden sollte ein Grundniveau in Englisch vorhanden sein. Leider ist die gesamte Benutzeroberfläche bisher ausschließlich in dieser Sprache verfügbar.
Mehr als nur ein Radcomputer
Dass der Karoo 2 mehr als nur ein Radcomputer ist, beweist auch die Aufnahme einer SIM-Karte auf der Rückseite des Geräts. Ob mit einer zweiten SIM-Karte eures Vertrags oder mit einer Prepaid-Karte könnt ihr auch unterwegs mobil auf Daten zugreifen. Interessant wird dies besonders durch das Android-Betriebssystem, auf dem der Radcomputer von Hammerhead läuft. Neben der einfachen Benutzeranwendung, die Android-User unter euch bereits von ihrem Smartphone her kennen, lassen sich (fast) alle Android-Apps auf das Gerät laden. Der Schritt zum Telefon ist eigentlich nur noch die fehlende Anruffunktion. Ich persönlich habe es ausprobiert und mir für die kalten Jahreszeiten die Zwift-Companion-App gedownloadet. Dies vereinfacht mir die Bedienung auf der Rolle und macht mein Handy überflüssig! Da Hammerhead keinen App-Store auf dem Karoo 2 bereitstellt, muss die Installation über den Umweg am PC oder Mac vollführt werden. Mit Anleitungen aus dem Internet, in denen dies Schritt für Schritt erklärt wird, sollte dies selbst für nicht fortgeschrittene Nutzer eines PCs möglich sein. So lassen sich problemlos Apps, wie Whatsapp, Opera, Dropbox oder sogar Spotify, auf euer Gerät ziehen.
Navigation
Ob komoot, ridewithgps oder STRAVA, die Verbindung von Hammerhead mit diesen Plattformen stellt für uns Nutzer eine erhebliche Erleichterung dar. Auf den Plattformen erzeugte Routen werden automatisch mit euren Hammerhead-Radcomputer synchronisiert und befinden sich nach Beendigung der Tour direkt in euren verbundenen Konten. Selbstverständlich lassen sich auch anderweitig gedownloadete GPS-files in euren Account einspeisen oder Touren direkt auf der Hammerhead-Website erstellen. Hier lässt das Routing sogar die Unterscheidung von Road, Gravel und MTB zu. Ein spontanes Routing durch Eingabe des Ziels, z. B. einer Adresse, direkt am Radcomputer oder über euer Smartphone ist ebenfalls möglich. Für die KOM-Jäger unter euch hat Hammerhead die Option auf STRAVA-Live im Programm.
Die geladenen Routen werden auf dem Display mit gelber Linie dargestellt. Selbst bei hellem Licht habt ihr euren gewünschten Pfad so im Blick. Wechselt ihr auf eine andere Seite, hält der Karoo 2 einen Abbiegehinweis mit Entfernung zum Abbiegepunkt stets parat. Solltet ihr trotzdem einmal falsch abbiegen, navigiert euch der Karoo in roter Farbe zurück auf die Strecke, ohne die eigentliche gelbe Route zu verändern. Sich Verfahren hat noch nie so viel Spaß gemacht.
Für die besorgten daheimgebliebenen Angehörigen lässt sich beim Karoo 2 ein Live-Tracking einrichten. Voraussetzung ist ein bestehende Bluetooth-Verbindung zu eurem Smartphone oder eine SIM-Karte im Radcomputer.
Steigung und Höhe
Neben den üblichen Datenfeldern verfügt der Karoo 2 über eine Climber-Funktion. Hier wird, solltet ihr eine Strecke abfahren, das Höhenprofil angezeigt. Besonders überzeugt hat mich dabei die Anzeige, sobald ihr bei eurer Fahrt in einen Anstieg fahrt. Automatisch wird der Berg in Abschnitte unterteil, die Prozent Steigung pro Abschnitt angezeigt und die verbleibende Länge und Höhenmeter grafisch und in Zahlen dargestellt. Ihr als Nutzer könnt hier zwischen drei Stufen wählen, ab welcher Länge ein Berg als solcher erkannt werden soll. Die Höhenmessung erfolgt barometrisch.
Fazit
Hammerhead ist definitiv gekommen, um zu bleiben und geht dabei ganz neue Wege. Ihr Radcomputer Karoo 2 ist das Aushängeschild der Amerikaner und dabei mehr als nur ein Radcomputer. Mit seinem großen Display, hoher Auflösung und super Touchscreen, sowie der Möglichkeit Apps zu laden, ist der Schritt zum Smartphone nicht mehr weit und lässt in der Hinsicht seine Konkurrenz weit hinter sich. Wer nur drauf aus ist, Strecken nachzufahren, wird aber mit dem Hammerhead-Radcomputer ebenso glücklich werden. Strecken laden ist mit der hauseigenen oder anderen gängigen Plattformen leicht und schnell zu bewältigen, auf Touren überzeugt er durch eine hervorragende Übersicht und die Bedienung mit Touch und/oder Tasten lässt wirklich keine Wünsche offen. Nicht nur Android-Smartphone-Benutzer werden sich schnell zurechtfinden. Da das System bisher nur in Englisch verfügbar ist, sollte man ein Grundniveau der Sprache beherrschen.
Wortspiele angesichts des Firmennamens wie „der absolute Hammer“ oder „den Nagel auf den Kopf getroffen“ lasse ich an dieser Stelle bleiben. Dafür überzeugt der Karoo 2 ausreichend mit Inhalten!
Habt ihr noch weitere Fragen, lasst es uns wissen. Ansonsten gibt es jetzt den Hammerhead Karoo 2 bei uns im Paceheads-Shop risikofrei im Paceheads-Abo zum testen.
Euer Elias von Paceheads
Geschrieben von Elias Schipperges, Paceheads-Coach und Triathlet